Auszug aus der Rede des Königs am 30. März 2023 vor dem deutschen Bundestag (Link):
„Was uns jedoch alle verbindet, sind die unzähligen Berührungspunkte und gemeinsamen Erfahrungen der deutsch-britischen Geschichte, die sich über fast zwei Jahrtausende erstreckt.
Während des gesamten Mittelalters lieferte die berühmte Hanse Waren aus Lübeck und Hamburg zu Häfen an der englischen Küste. Sie etablierte so eine Handelspartnerschaft, die bis heute unseren gemeinsamen Wohlstand begründet.
Wo Waren flossen, flossen auch Ideen. Und die Menschen ließen sich voneinander inspirieren.“
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Charles III. sprach weder von Wandel noch von Frieden, sondern nur von Ideenfluss. Und auch dieser wird, wie wir wissen, durch Handel nicht gewährleistet – jedenfalls nicht in beide Richtungen. Die chinesische Regierung schottet ihr Volk von Ideen aus Ländern ab, die in China Waren und Dienstleistungen kaufen, bemüht sich aber kräftig, das Geistesleben und die politischen Wertvorstellungen anderer Völker zu infiltrieren.
Trotz alledem: Es wäre falsch, aus der Erfahrung, dass Handel weder zu Wandel führte noch Frieden sichern konnte noch Ideenaustausch garantiert, zu schliessen, dass solche positiven Wirkungen unmöglich sind. Richtig und nötig ist, viel vorsichtiger als bisher die Voraussetzungen, Risiken und Entwicklungen zu beobachten, zu prüfen und die Konsequenzen daraus zu ziehen. Eine Absage an internationalen Handels- und Dienstleistungsaustausch, ein Rückzug auf Protektionismus und Autarkiestreben ist nicht nur ökonomisch nachteilig und vor allem für Klein- und Mittelstaaten gefährlich, sondern kann auch zu politischen und militärischen Eskalationen beitragen.
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Der Besuch Charles III. in Deutschland und seine Rede vor dem Bundestag waren europapolitische Akte. Der König bezeugte damit die Zugehörigkeit Grossbritanniens zu Westeuropa, angesichts des gemeinsamen Einstehens für die Souveränität der Ukraine mehr denn je. Dies ist auch für die Schweiz und ihre Europapolitik von Bedeutung.