Für einmal persönliche Gedanken des Herausgebers von PolitReflex: Gedanken der Dankbarkeit, der Sorge – und ein Aufruf gegen die Resignation.
Dankbarkeit: Meiner Frau Ursula gegenüber, die während nun schon 45 Ehejahren zu mir gestanden ist, mir viel Freude bereitet und mich in schwierigen Lebensphasen aufs Beste unterstützt hat.
Dankbarkeit im Gedenken an meine Eltern, Marianne und Ulrich Gut-Schweizer, die mir eine freudevolle Kindheit und Jugend bereiteten, Bildung ermöglichten und die Freude an der Musik weckten – noch heute bedeutet mir das Klavierspiel viel, und gern denke ich daran zurück, meinen Vater begleitet zu haben, wenn er Geige spielte.
Trauer um meine kluge, tüchtige Schwester Marianne, die mit nur 53 Jahren durch Krebs ihr Leben verlor – und Verbundenheit mit ihrer Tochter Linda Bieri.
Dankbarkeit und Verpflichtung unseren Freundinnen und Freunden gegenüber. Verpflichtung vor allem gegenüber den Jungen unter ihnen, und ihren Kindern: Der Wille, sich durch Gedanken, Wort und wenn möglich auch Tat dafür einzusetzen, dass ihnen ein ebenso gutes Leben möglich wird, wie wir es hatten und haben.
Ein Mensch mit Jahrgang 1952 hat zwar den Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt, wurde aber dennoch durch das Bewusstsein um ihn stark geprägt. Deshalb ist er dankbar dafür, dass die Frankreich und Deutschland ihre Feindschaft überwanden – Charles de Gaulle und Konrad Adenauer stehen stellvertretend für diejenigen, die diese Leistung erbrachten. Der politisch bewusste Mensch ist auch dankbar für den Aufbau einer Gemeinschaft der Rechtsstaaten und Demokratien Europas, begonnen durch die Kerngruppe Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg, und für deren Erweiterung. Die Schweiz wollte nicht dabei sein, aber das Bewusstsein ist weit verbreitet, dass ein Rückfall in ein Europa der entfesselten Nationalstaaten nicht im Interesse der Schweiz wäre, und dass die grossen machtpolitischen und ökologischen Herausforderungen, wenn überhaupt, nur gemeinsam bewältigt werden können.
Ein Mensch mit Jahrgang 1952 stellt fest, dass die Welt während seiner Lebenszeit weder sicherer noch menschlicher wurde. Grosse Kriege drohen, die Zahl der hungernden Menschen wächst wieder, immer mehr Menschen sehen im Land, im Kontinent, in dem sie geboren wurden, keine Zukunft mehr und migrieren, es ist unsicher, ob eine weltweite Klimakatastrophe noch verhindert werden kann, und Grundrechte, Rechtsstaat und Demokratie werden zurückgedrängt.
Trotz allem dürfen wir nicht resignieren! Wir schulden es den Menschen, die noch viel länger auf dieser Erde leben sollen als wir.