Das würde den EU-Gegnern in einigen europäischen Regierungen und Oppositionsparteien gefallen: Gemeinsam mit Grossbritannien eine neue Gemeinschaft aufzubauen, in Konkurrenz und Konfrontation zur EU.
Wird Grossbritannien dies wollen? Und wenn ja: Wird es dazu in der Lage sein?
In der Geschichte Grossbritanniens ist nicht angelegt, in Kontinentaleuropa eine dynamische, gestalterische oder gar aggressive Rolle zu übernehmen. Zwei Begriffe beleuchten dies: “Splendid Isolation” und “Special Relationship“. Letztere meint eine exklusiv gute Partnerschaft mit den USA. Wenn Grossbritannien auf dem Kontinent intervenierte, dann im Sinne einer Gleichgewichtspolitik: Gegen eine Macht, die sich anschickte, den Kontinent zu beherrschen, wie Napoleon und Hitler. Winston Churchill wünschte zwar den Aufbau einer kontinentaleuropäischen Gemeinschaft, aber Grossbritannien sollte ihr nicht beitreten.
Es wäre also ein Novum der britischen Europapolitik, wenn London sich entschlösse, mit Leuten wie Orban, Kaczynski und Salvini eine Gegen-Union aufzubauen.
Primär muss sich aber klären, welche Interessen Grossbritannien künftig am europäischen Markt hat. Je erfolgreicher sich der Brexit ökonomisch umsetzen lässt, desto selbstbewusster kann London gegenüber der EU auftreten. Dies hängt auch vom Verhalten der USA ab. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Trump, nachdem er mit Johnson dessen Sieg bejubelt hat, auch gegenüber Grossbritannien “America first” gelten lässt.