Und wenn wir uns darüber freuen würden, dass es wärmer wird?

"Es ist mir lieber, wenn es wärmer wird als kälter", sagt der kommende Präsident der SVP-Schweiz, Marcel Dettling, in einem Interview der "NZZ am Sonntag" (18.2.24). "Für die Bauern ist der Klimawandel nicht schlecht."

«Plötzlich wachsen in unseren Breitengraden neue, ertragreiche Pflanzenarten», fährt Detting fort. «Und die Vegetationsperiode verlängert sich. Wir konnten im letzten Herbst die Tiere viel länger draussen lassen. Theoretisch könnte ich nun mehr Tiere halten, ohne dass ich einen Haufen Futter zukaufen müsste. Auch die Gemüsebauern hatten letzten Herbst sehr gute Ernten.» (Link zum Interview.)

Schade ist, dass in diesem Interview der Klimawandel nicht als globale Entwicklung angesprochen wird. Selbst wenn sich durchsetzen würde, dass es die meisten von uns gern wärmer haben, wären wir mitbetroffen, wenn andere Teile der Welt unbewohnbar werden. Wir wären als Emittenten von Treibhausgasen mitverantwortlich, und wir hätten Nachteile zu gewärtigen. Erwartet wird, dass der Klimawandel Flüchtlingsströme auslöst und verstärkt. Auch Konflikte können die Folge sein, die wiederum Mächten mit geostrategischen Zielen in die Hände spielen.

Mag sein, dass dem neuen SVP-Präsidenten auch diese Aussichten Freude bereitet: Je stärker der Flucht- und Migrationsdruck, desto besser für die Propaganda gegen die, welche am «Asylchaos» schuld seien.

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, seit SVP-Regierungsrat Ernst Stocker seine Partei warnte (Link): «Die SVP muss aufpassen dass sie die Bauern nicht verliert.» Viele Landwirte tickten ökologischer als ihre Partei. Es gebe etliche SVP-Bauern, die sich bei der GLP oder sogar bei den Grünen eine Zukunft vorstellen könnten.» Nun gibt sich die SVP einen rhetorisch beschlagenen Bauern als Präsidenten. Es mag ja sein, dass es ihm vorerst gelingt, solche Bedenken in Teilen des Bauernstandes durch seinen Klima-Optimismus zu zerstreuen.

Jedenfalls ist vermehrt mit fundamentaler Opposition der SVP gegen Massnahmen zu rechnen, die dem Klimawandel entgegenwirken können. Das Prinzip der unverbindlichen Zugehörigkeit zum Bundesrat gibt ihr freie Bahn.

Ferner zur Positionierung des kommenden SVP-Präsidenten:

«Neues, wichtiges Wahlkampfthema: Welche Arbeit ist nützlich?» (Link)

 

 

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