Sie befinden sich hier:

Bundesratswahl: Überraschende Aussagen von SVP-Präsident Albert Rösti

"Vorgespräche und Absprachen im Hintergrund" fänden derzeit statt, sagte SVP-Präsident Albert Rösti im SRF-Tagesgespräch von Freitag, 8.11.2019. Vom "Zauberformel"-Prinzip einer rein arithmetischer, sachpolitikblinden Zusammensetzung des Bundesrates nahm er mit gleich drei Aussagen Abstand: Erstens, zur Frage eines Anspruchs der Grünen: Drei Viertel der Bürger hätten nichtgrün gewählt. Zweitens: Die Bürgerlichen stünden der SVP näher. Drittens: Die SVP habe mit den FDP-Bundesräten eine gute Zusammenarbeit.

Das sind durchaus nachvollziehbare Argumente, aber sie brechen mit dem Prinzip der “Zauberformel”, dass eine Partei unabhängig von ihren Positionen Anspruch auf einen Bundesratssitz hat, wenn zu den vier wählerstärksten Parteien gehört.

Röstis erstes Kriterium liesse sich sodann auch anders anwenden. Zum Beispiel so, dass mehr als zwei Drittel der Wählerinnen und Wähler Parteien gewählt hätten, die eine grundlegend andere Europapolitik wollten als die SVP.

Worum drehen sich wohl die “Vorgespräche und Absprachen”? Vielleicht hat sich die rein arithmetische “Zauberformel” tatsächlich überlebt. Es wäre auch Zeit, denn die sachpolitisch voraussetzungslose Zugehörigkeit zum Bundesrat ist Ursache von Polarisierung und Blockaden.

Link zum “Tagesgespräch” mit Albert Rösti.

Picture of Ulrich Gut

Ulrich Gut

Ulrich Gut (1952), Dr. iur., wohnt in Küsnacht ZH. Der ehemalige Chefredaktor und Kommunikationsberater kommentiert auf Online Plattformen politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Er präsidiert Unser Recht und ch-intercultur. 2009-2020 war er Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz.

Beitrag teilen

PDF erstellen oder ausdrucken

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfleder sind markiert *

Kommentar absenden

Ähnliche Artikel

Die Schweiz ist zu klein für die NZZ

Der deutsche Markt sei strategisch entscheidend für die NZZ. Dies vertritt Etienne Jornod, von 2013 bis 2023 Verwaltungsratspräsident der NZZ AG, in “Le Temps” (3.5.24). Zur strategischen Bedeutung der politischen Positionierung der Berliner Redaktion und eines stetigen Deutschland-Bashings, das im Segment von den rechten Rändern von Union und FDP bis zu Maassens “Werteunion” und Höckes AfD gut ankommt, schweigt er.

Weiterlesen »

“Gegenüber Terroristen und Islamisten gibt es keine Neutralität”

Dass es gegenüber Terroristen und Islamisten keine Neutralität gibt, mag den meisten in unserem Lande selbstverständlich sein. Bemerkenswert ist aber, dass dieser Satz am 11.10.23 durch den ehemaligen Präsidenten der AUNS getwittert wurde: SVP-Nationalrat Lukas Reimann. (Blocher liess die AUNS in “Pro Schweiz” aufgehen.)

Weiterlesen »