Putin schottet sein Volk von Informationen und Gedanken aus dem demokratischen und freiheitlichen Ausland ab und setzt es einer immer krasseren Hass- und Lügenpropaganda aus. Deshalb wäre eigentlich jede Aussenbeziehung, die für Russinnen und Russen noch besteht, wert, erhalten und gepflegt zu werden. Erinnern wir uns, was Dissidente aus dem ehemaligen Ostblock nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sagten: Wir waren sehr froh um jeden Kontakt, den wir zum Westen hatten.
Nun mag diese Überlegung beim Sport unrealistisch sein. Es ist leider anzunehmen, dass auch die individuellen Spitzensportlerinnen und Spitzensportler, wenn sie im Ausland antreten, unter totaler Kontrolle der staatlichen Trainer und Aufpasser stehen. Freier Gedankenaustausch mag deshalb unmöglich sein, auch für solche, die eine westliche Fremdsprache beherrschen.
Anders sind Kontakte mit Kulturschaffenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu beurteilen – nämlich individuell. Solange jemand fähig und gewillt ist zum Gedankenaustausch, sollte dieser unbedingt weitergeführt werden, und sollten solche Menschen auch nicht boykottiert werden. Es ist richtig, dass die ersten Reflexe gegen das russische Kulturschaffen vermehrt einem differenzierenden Verhalten Raum geben.