Die NATO sollte Deutschland «unten halten», erinnert sich die AfD – und setzt auf Russland

Die NATO solle die Amerikaner drinnen, die Sowjets draussen und die Deutschen unten halten, sagte Lord Hastings Ismay, der erste Generalsekretär der NATO*. In der AfD erinnert man sich daran - und folgert, Deutschland könne und solle wieder souverän werden durch eine Partnerschaft mit Russland.

Die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS)» geht in ihrer Ausgabe vom 13.9.2020 der Frage nach, weshalb zwei so ungleiche Parteien wie die AfD und «Die Linke» im Ukraine-Konflikt und in Fall Nawalnyi Russland verteidigen (Link zum Abonnenten-Artikel «Die Russland-Versteher»). Auszug:

«Unisono haben beide Parteien die russische Annexion der Krim verteidigt. Linken-Abgeordnete besuchten die besetzten Gebiete in der Ostukraine. Ein AfD-Abgeordneter reiste auf Kosten der russischen Duma als Wahlbeobachter auf die Krim. AfD und Linke dringen auf die Abschaffung der Russland-Sanktionen. Im Fall Nawalnyj veröffentlichten die Vorsitzenden der deutsch-russischen Parlamentariergruppen von Bundestag und Duma eine gemeinsame Erklärung. Sie forderten eine „unabhängige Untersuchung“ von Nawalnyjs Gesundheitszustand, als wäre die Berliner Universitätsklinik Charité nicht unabhängig. Und sie sprachen sich gegen Konsequenzen für das deutsch-russische Verhältnis aus, egal wie die Untersuchung ausgeht. Unterzeichner: Robby Schlund von der AfD und Pavel Zavalny von Putins Partei Geeintes Russland.»

Bemerkenswert ist, was bei der AfD in Erscheinung tritt: Offenbar will sich die Partei mit den machtpolitischen Langzeitfolgen von Hitlers Kriegsniederlage nicht abfinden. Die Westalliierten brauchten zwar Deutschland als Bollwerk gegen die Sowjetunion, wollten sein Wiedererstarken aber in Grenzen und unter Kontrolle halten. Dieses Zielsystem brachte der erste NATO-Generalsekretär im eingangs zitierten Satz auf den Punkt.

«Ein souveränes Deutschland ist in diesem Nato-Konstrukt denklogisch nicht möglich,“ zitiert die FAS den AfD-Bundestagsabgeordneten Hansjörg Müller. Er wolle «eine ‹Transformation› der Nato. ‹Und weil wir als Deutsche in unserer Mittellage zu schwach sind, brauchen wir Partner, mit denen wir ein neues Sicherheitssystem schaffen können. Das geht nur mit den Russen.’“

*  Zum Zitat von Hastings Ismay siehe beispielsweise diesen vom Center for Security Studies der ETH Zürich publizierten Text: Link.

 

Vielen Dank fürs Lesen.

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