Sie befinden sich hier:

Wer ist ein Euroturbo?

Für den Chefredaktor des "SonntagsBlicks" sind Euroturbos diejenigen, die sich für eine vertragliche Stabilisierung der bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union einsetzen.

Wer ist ein “Euroturbo”? Ein:e Zugehörige:r zur kleinen Minderheit, die den Beitritt der Schweiz zur EU befürwortet? Jemand, der/die die Ablehnung des Beitritts zum EWR bedauert und sich vorstellen könnte, darauf zurückzukommen?

Reza Rafi, der Chefredaktor des “SonntagsBlicks”, sieht eine X-Fache Zahl von Euroturbos: Nämlich alle, die einen erfolgreichen Abschluss der laufenden Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU befürworten und dann bereit sind, sich in einer Volksabstimmung für die Annahme des Verhandlungsergebnisses einzusetzen.
Wörtlich in seinem Editorial vom 15.9.24: “Euroturbos, also jene Kräfte, die das Volk von einem neuen Abkommen mit Brüssel überzeugen müssen, wenn es erst mal in trockenen Tüchern ist”.

Die SVP und die sie umgebenden Kräfte, die bereits den Kampf gegen die Verhandlungen und deren mögliches Ergebnis führen, propagieren schon jetzt, dass ein solches Abkommen einem schleichenden EU-Beitritt gleichkäme. Wenn man diese Behauptung übernimmt, ist die Bezeichnung derjenigen, die ein solches Abkommen unterstützen, als Euroturbos nachvollziehbar – obwohl es die bilateralen Beziehungen stabilisieren soll. Bleibt zu hoffen, dass dies nicht die implizite Aussage des SoBli-Chefredaktors ist.

Picture of Ulrich Gut

Ulrich Gut

Ulrich Gut (1952), Dr. iur., wohnt in Küsnacht ZH. Der ehemalige Chefredaktor und Kommunikationsberater kommentiert auf Online Plattformen politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Er präsidiert Unser Recht und ch-intercultur. 2009-2020 war er Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz.

Beitrag teilen

PDF erstellen oder ausdrucken

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfleder sind markiert *

Kommentar absenden

Ähnliche Artikel

Besinnung auf den Grund der demokratischen Stabilität Deutschlands.

“Ohne Weimar kein Bonn”, schreibt der Historiker Heinrich August Winkler in “Die Kanzler”, der soeben erschienenen Nr. 5/2021 der “ZEITGeschichte”: “Auf diese Formel lässt sich ein wesentlicher Grund für die relative Erfolgsgeschichte der Demokratie im westdeutschen Nachfolgestaat des Deutschen Reichs seit 1949 bringen.”

Weiterlesen »

Iran hat die neue arabisch-israelische Allianz mitverursacht. Wie reagiert Russland?

Die iranische Politik der Gegenprovokation hat es Trump ermöglicht, die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel zusammenzuführen. Das durch Kronprinz Salman verbrecherisch geführte Saudi-Arabien gehört faktisch und wohl bald auch formell ebenfalls zu dieser Allianz. Iran hat mit seiner Ambition, eine regional dominante Atommacht zu werden, die Israel irgendwann von der Landkarte auslöschen kann, den Bogen überspannt. Wie wird Russland auf diese Entwicklung reagieren?

Weiterlesen »

Geteilte Krisenführung zwischen Regierung und Parlament – welche Anforderungen würde dies stellen?

Es ist verständlich: Die ungewohnte Erfahrung, dass der Bundesrat in der ersten Phase der Corona-Krise allein führte, lässt Forderungen laut werden, das Parlament müsse das Heft in die Hand nehmen. In einer künftigen Krise müsse es von Anfang an an der Führung beteiligt sein. Nimmt man dies ernst, muss man sich damit befassen, welche Anforderungen dies ans Parlament stellen würde. Dabei geht es um Tempo, Sachkompetenz und neue Rollenteilung.

Weiterlesen »