Sie befinden sich hier:

Wie weiter mit der deutschen Regierung?

Könnte der Union die Mehrheitsbildung für ein konstruktives Misstrauensvotum gelingen?

Das Erfordernis des konstruktiven Misstrauensvotums ist eine kluge Konsequenz, die in der deutschen Verfassung aus dem Niedergang der Weimarer Republik gezogen wurde: Nach Grundgesetz kann eine Regierung nur gestürzt werden, wenn sich im Bundestag eine Mehrheit für eine neue Regierung bildet. Diese Vorschrift will ein Machtvakuum verhindern.

Die FDP leidet schwer unter der Mitverantwortung für eine Regierungspolitik, die ihrer Basis widerstrebt. Ein Koalitionswechsel zur Union könnte sie vor einem Absturz bewahren.

Und für die Grünen gibt es jetzt in Bundesländern mehrere Modelle schwarz-grüner Koalitionen. Ein Koalitionswechsel könnte für sie eine ebenso interessante strategische Option werden wie der Verbleib bei Scholz und seiner angeschlagenen Partei.

Aus dem Leitartikel „Schwarz-Grün hilft der CDU“ von Matthias Wyssuwa in der „Frankfurter Allgemeinen“ vom 30.6.22:

„So schaffen in den Ländern zwei Parteien eine klare Alternative zur Ampel in Berlin. Die CDU geht dafür das Risiko ein, dass die Grünen mit dem Bündnis ebenfalls weit über ihre Kernklientel hinaus für sich werben können: mit Kompetenzen, die man ihnen nicht zugetraut haben mag, und einem pragmatischen Regierungsstil, der nichts zu tun hat mit ideologischen Identitätsdebatten. In Schleswig-Holstein legen die Grünen auch einen Schwerpunkt auf die Sozialpolitik. Das wird man in Berlin genau verfolgen.“

Bild von Ulrich Gut

Ulrich Gut

Ulrich Gut (1952), Dr. iur., wohnt in Küsnacht ZH. Der ehemalige Chefredaktor und Kommunikationsberater kommentiert auf Online Plattformen politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Er präsidiert Unser Recht und ch-intercultur. 2009-2020 war er Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz.

Beitrag teilen

PDF erstellen oder ausdrucken

Schreibe einen Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind markiert *

Kommentar abschicken

Ähnliche Artikel

„Deutschland muss!“

„(…) Deutschland muss als Zentralmacht Europas und als globaler Player die Konsequenz daraus ziehen und selbst ins geopolitische Spiel einsteigen – nicht nur mit Zuckerbrot, sondern auch mit der Peitsche.“ (Ulrich Speck, NZZ 5.12.22)

Weiterlesen »

Nach der Wiederwahl Macrons: Die Schweiz hat weiterhin mit der EU zu rechnen.

58,8 Prozent der Wählenden haben sich für Emmanuel Macron entschieden. Der Wunsch von EU-Gegnern, auch in der Schweiz, dass sich Frankreich auf die Seite Ungarns und Polens schlage und dies zum Ende der EU führe, ging nicht in Erfüllung. Und der Teil der französischen Bevölkerung, die den Fortbestand der EU wollen, ist grösser als Macrons Prozentanteil.

Weiterlesen »

Warum sind die deutschen FDP-Liberalen so schwach?

Viel wird über den Niedergang der Volksparteien in Deutschland geschrieben und diskutiert – aber vergleichsweise wenig über die Schwäche der traditionellen liberalen Partei Deutschlands, der FDP. Wie kommt es, dass sie kaum davon profitiert, wenn Viele den Unionsparteien und der SPD den Rücken kehren? Wie kommt es, dass sie dem Zustrom zu Grünen und AfD kaum etwas entgegenzustellen hat?

Weiterlesen »