Wutbürger, die sich in einen Ratssaal setzen, Selfies verbreiten und vandalieren, sind Vorboten des Scheiterns ihres Aufstandsversuchs.
Erstaunlich ist, dass Donald Trump keine besseren Erfolgsvoraussetzungen für den Sturm seiner Anhänger auf das Capitol sicherstellte – eigentlich eine Blamage für den Machtmenschen, der sich zuvor so oft gegen starke Kräfte durchsetzen konnte.
Als Fallbeispiel erinnert man sich an das Scheitern des Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944: Selbst die Erfahrung und die Gefechtskompetenz eines Offiziers wie Stauffenberg genügten nicht.
Aber auch Erfolge sind vorgekommen, die in der Rückschau überraschend wirken: Etwa dass es den gefürchteten Geheimdiensten nicht gelang, den Sturz des Schahs von Persien durch Khomeini und seine Anhänger zu verhindern.
An der Schwelle zum Erfolg schien 1981 in Spanien der Putschversuch der Militärpolizei gegen die demokratisch gewählte Regierung zu gelangen, spektakulär ins Parlament getragen von Oberstleutnant Antonio Tejero. Doch die Putschisten hatten sich offenbar nicht der Unterstützung des Königs vergewissert, und dieser stellte sich hinter die Demokratie. (Link)
Aber leider ergibt sich aus den dargelegten Erkenntnissen auch eine schlechte Prognose für die breite, opferbereite Opposition im Iran, und Putin könnte wohl nur durch ein Mitglied der Machtelite von Armee oder Geheimdienst gestürzt werden. Was wäre der Gewinn gewesen, wenn Hitler durch Himmler oder Göring gestürzt worden wäre?
Eine hervorragende, historisch abgestützte Analyse von Volker Reinhardt, Professor für allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit an der Universität Freiburg i. Ü., in der NZZ vom 10.1.23 (Link) – die zudem einen Satz enthält, der über die Beschäftigung mit Revolten hinaus staatsrechtliche und politologische Beachtung verdient:
„Das Volk als Einheit gibt es nicht; kaum ein anderer Terminus verzerrt gesellschaftliche Realitäten so stark wie dieser.“