Es gab Kritik an der militärischen Intervention und Präsenz in Afghanistan. Aber diejenigen, die kritisiert haben, sind jetzt keineswegs gleichgültig gegenüber dem Schicksal der Menschen, die nun der Gewalt der Taliban ausgesetzt sind.
Nach meinem Eindruck wurde das militärische Vorgehen der USA und ihrer Verbündeten gegen die Taliban in grossen Teilen der Öffentlichkeit, auch in der Schweiz, für notwendig befunden und bejaht. Der Schreibende nimmt sich davon nicht aus. Der Abzugsbeschluss der US-Präsidenten Trump und Biden wurde durch Politik und Medien kritisiert, mitunter gemildert durch ein gewisses Verständnis angesichts von Aussichtslosigkeit und Blutzoll. Ho Chi Minh war für westliche Studentinnen und Studenten mehr als nur identifikationsfähig. Für Viele war er ein Held des Anti-Imperialismus, und sie skandierten in Grossdemonstrationen seinen Namen. Identifikation mit den Taliban war und ist ausserhalb des islamischen Fundamentalismus unvorstellbar. Vor allem ihre Unterdrückung der Frauen und ihre brutalen Strafpraktiken verunmöglichen auch der anti-imperialistischen Linken eine Solidarisierung.
So sind wir nun alle mitverantwortlich und hoffentlich mitleidend (im Sinne von Mitleid, auch ohne eigenes Leiden) mit den künftigen Opfern der Taliban und mit denen, die vor ihnen fliehen wollen, und von denen hoffentlich Vielen die Flucht gelingt.
Offenbar versucht man nun, in Nachbarländern Afghanistans durch finanzielle Unterstützung die Bereitschaft zur Aufnahme Fliehender zu schaffen und zu fördern. Mindestens daran muss sich auch die Schweiz beteiligen.