Die Schweiz hat Erfahrungen: Während des Zweiten Weltkriegs fand sich das Volk damit ab, dass Lebensmittel rationiert wurden. Die “Anbauschlacht”* führte zu einem leichten Anstieg des Selbstversorgungsgrads, aber die Behörden mussten Widerstand eines Teils des stolzen Bauernstandes gegen die Umstellung von Vieh- auf Ackerwirtschaft brechen – wer das nacherleben möchte, lese Meinrad Inglins Roman “Der schwarze Tanner” (Link).
Wenn hier von Grosskrieg die Rede ist, braucht man nicht an Bombardierungen und Panzerschlachten nördlich von Bodensee und Rhein und westlich des Jura zu denken. Schon die Auswirkungen eines Kriegs zwischen den USA und China um Taiwan oder im südchinesischen Meer träfen Europa hart. Er könnte die Weltwirtschaft zusammenbrechen lassen, Nachschub wichtiger Güter des Alltags und der industriellen Produktion beeinträchtigen oder gar unterbinden, nach Atomwaffeneinsätzen zu weiträumiger Verstrahlung führen, weltweit Massenarbeitslosigkeit und Fluchtwellen auslösen.
Was die Auswirkungen der Klimaerwärmung betrifft, ist die Hoffnung verbreitet, dass es schon nicht so schlimm kommen werde, wie es könnte. Es kann aber auch schlimmer kommen, und schnell. Sicher ist nur die Unsicherheit.
Bevölkerungsschutz, Landesversorgung, aber auch die Antizipation der politischen Bewältigung müssen auf unterschiedliche Szenarien vorbereiten. Das Prinzip Hoffnung eignet sich nicht als Planungsgrundlage.
* Historisches Lexikon der Schweiz, Auszug aus dem Kapitel “Anbauschlacht” (Link): “Widerstände in den Viehwirtschaftsregionen, Anbaumüdigkeit und Arbeitskräftemangel, das Ausbleiben von Arbeitslosigkeit und die trotz Blockaden nie völlig versiegenden Zufuhren waren die wichtigsten Gründe dafür, dass der Impuls der Anbauschlacht nach der fünften Anbauetappe von 1942 gebremst wurde. Von der Selbstversorgung blieb die Schweiz weit entfernt. Immerhin stieg der Selbstversorgungsgrad von 52% auf 59%, verbunden allerdings mit einer Senkung der durchschnittlichen Kalorienmenge pro Person von 3200 auf 2200 kcal.”