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Was kann einem Land widerfahren, das erobert wird? Teil 1.

Wehrwille ist nicht selbstverständlich. Er muss aus der Überzeugung entstehen, dass die drohenden Konsequenzen einer Eroberung die Risiken militärischen Widerstandes notwendig machen und rechtfertigen. Beispiele zeigen, was einem Land widerfahren kann, das erobert wird.

Es ist möglich, dass eine Macht, die sich entschliesst, ein anderes Land anzugreifen, primär durch Nationalstolz, Ideologie oder gar religiösen Fanatismus getrieben ist. Sie kann aber auch nach ökonomischen Werten und militärischem Nutzen des Ziellandes trachten.

Was auch immer der zum Angriff motivierende Komplex war – wenn ein Land einmal erobert ist, muss sein Volk gewärtigen:

  • dass ihm der Eroberer sein politisches System aufzwingt, einschliesslich brutaler Repression politischer Widerstandsversuche,
  • dass er das eroberte Volk für ihn Industrie-, Agrar- und Dienstleistungsarbeit erbringen und es in der Folge wohl auch darben lässt,
  • und dass er militärdiensttaugliche Angehörige des unterworfenen Volkes zum Kriegsdienst aufbietet.

Hitler befahl in eroberten Ländern Zwangsrekrutierungen für die deutsche Wehrmacht und die Waffen-SS. Die Zwangsrekrutierten wurden auch an die Ostfront geschickt.

Wir sollten uns besonders mit den Zwangsrekrutierungen befassen. Wenn mitunter die Meinung verbreitet wird, wir müssten unsere jungen Menschen davor schützen, wie die Ukrainer an einer Front zu kämpfen, und deshalb müsse man Putin wohl oder übel Richtung Westen vorrücken lassen, müssen wir uns bewusst werden, dass der Jugend besetzter Länder durchaus Fronteinsatz droht – nur nicht in der eigenen Armee oder in einer Nato-Truppe, sondern als Putins Zwangsrekrutierte.

Gut erforscht sind die Schicksale der „Malgré-nous“ aus Elsass-Lothringen und der Zwangsrekrutierten aus Luxemburg, aber auch Polen und Angehörige anderer besetzter Staaten liess Hitler zum Kriegsdienst zwingen.

Unter dem Titel „Les Malgré-nous sont en ligne“ lesen wir auf einer Webseite des „Portail culturel“ des französischen Armeeministeriums (Link), Auszug:

„Par un décret du 25 août 1942, les jeunes Alsaciens furent contraints d’effectuer leur service militaire dans l’armée allemande, il en allait de même depuis quelques jours pour les Mosellans. Défiant les terribles représailles exercées en cas de capture, jusqu’à fin 1942, 12 000 jeunes gens prirent la fuite. D’autres recrues qui refusèrent de porter l’uniforme allemand furent emmenées en redressement dans le camp de sécurité de Schirmeck. Cette répression extrêmement brutale incitèrent la plupart des malgré-nous à se résigner et répondre à l’ordre d’appel. Ainsi, plus de 103 000 Alsaciens et 31 000 Mosellans se retrouvèrent incorporés de force. La plupart des malgré-nous furent affectés dans la Wehrmacht, mais de nombreuses classes furent versées d’autorité dans la Waffen-SS dont les divisions comptaient de nombreuses pertes lors des combats. Selon certains historiens, 24 000 malgré-nous sont morts au front, 16 000 en captivité dont environ 3 à 6 000 au camp de Tambov. (…)“

Siehe zum Beispiel auch:

  • Nina Janz et al.: „Die Zwangsrekrutierung und deren gesellschaftliche Folgen während der NS-Besatzungszeit in Luxemburg“ (Link)
  • Jerzy Kochanowski: „Polen in die Wehrmacht? Zu einem wenig erforschten Aspekt der nationalsozialistischen Besatzungspolitik 1939-1945. Eine Problemskizze“ (Link)

„Was kann einem Land widerfahren, das erobert wird“ (Teil 2)

„Was kann einem Land widerfahren, das erobert wird“ (Teil 3)

Bild von Ulrich Gut

Ulrich Gut

Ulrich Gut (1952), Dr. iur., wohnt in Küsnacht ZH. Der ehemalige Chefredaktor und Kommunikationsberater kommentiert auf Online Plattformen politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Er präsidiert Unser Recht und ch-intercultur. 2009-2020 war er Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz.

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