Zum Verhalten politisch bewusster Menschen in einer Diktatur bietet die Zeitgeschichte Anschauung etwa auf diesen Stufen:
Mittäter werden
Mitlaufen
Sich anpassen, nicht auffallen
Sich und sein Umfeld vor Verfolgung schützen
In die innere Emigration gehen
Auswandern
Offen geistigen Widerstand leisten
Militanten Widerstand leisten.
Oft wirkt sich die Wahl unter diesen Optionen auf eine Partnerschaft, eine Familie, einen Freundeskreis, auf Mitarbeitende aus.
Nehmen wir die Auswanderung: Der Entscheid fällt schwer, wenn man Verantwortung für eine Familie trägt, oder auch nur, wenn es einem schwer fällt, Freundinnen und Freunde zurückzulassen. Und: Wird man dort, wohin man emigrieren könnte, willkommen sein? Auch auf Dauer?
Widerstand? Zum Verhaltensmuster brutaler Diktaturen gehört Sippenhaftung. Wer geht in den Widerstand, wenn nicht auch seine Familie und weitere Mitbetroffene dies befürworten oder es wenigstens akzeptieren können, samt den drohenden Folgen? Zum Beispiel mussten die Angehörigen der französischen Résistance damit fertig werden, dass die SS an ganzen Dörfern Rache für Widerstandsakte übte – und dass deshalb durchaus nicht die ganze Bevölkerung hinter der Résistance stand.
Es ist anzunehmen, dass nur ein Teil derjenigen, die in Umfragen erklären, Putin und seinen Krieg zu unterstützen, diese Antwort auch gäben, wenn dessen System weniger repressiv wäre.
Wie steht es eigentlich um die Zivilcourage in unserer liberalen Demokratie, wenn es gilt, aggressiven, autoritären und inhumanen Kräften und Strömungen entgegenzutreten? Mehr wäre besser…