Widerstand in der Diktatur – und Zivilcourage in der liberalen Demokratie?

Befremdet vernehmen wir, dass offenbar eine grosse Mehrheit der russischen Bevölkerung hinter Putin und seinem Angriff auf die Ukraine steht. Anlass, sich mit den Alternativen politisch bewusster Menschen in einer immer brutaleren Diktatur zu befassen - und dann auch mit Zivilcourage in der liberalen Demokratie.

Zum Verhalten politisch bewusster Menschen in einer Diktatur bietet die Zeitgeschichte Anschauung etwa auf diesen Stufen:

Mittäter werden

Mitlaufen

Sich anpassen, nicht auffallen

Sich und sein Umfeld vor Verfolgung schützen

In die innere Emigration gehen

Auswandern

Offen geistigen Widerstand leisten

Militanten Widerstand leisten.

Oft wirkt sich die Wahl unter diesen Optionen auf eine Partnerschaft, eine Familie, einen Freundeskreis, auf Mitarbeitende aus.

Nehmen wir die Auswanderung: Der Entscheid fällt schwer, wenn man Verantwortung für eine Familie trägt, oder auch nur, wenn es einem schwer fällt, Freundinnen und Freunde zurückzulassen. Und: Wird man dort, wohin man emigrieren könnte, willkommen sein? Auch auf Dauer?

Widerstand? Zum Verhaltensmuster brutaler Diktaturen gehört Sippenhaftung. Wer geht in den Widerstand, wenn nicht auch seine Familie und weitere Mitbetroffene dies befürworten oder es wenigstens akzeptieren können, samt den drohenden Folgen? Zum Beispiel mussten die Angehörigen der französischen Résistance damit fertig werden, dass die SS an ganzen Dörfern Rache  für Widerstandsakte übte – und dass deshalb durchaus nicht die ganze Bevölkerung hinter der Résistance stand.

Es ist anzunehmen, dass nur ein Teil derjenigen, die in Umfragen erklären, Putin und seinen Krieg zu unterstützen, diese Antwort auch gäben, wenn dessen System weniger repressiv wäre.

Wie steht es eigentlich um die Zivilcourage in unserer liberalen Demokratie, wenn es gilt, aggressiven, autoritären und inhumanen Kräften und Strömungen entgegenzutreten? Mehr wäre besser…

Vielen Dank fürs Lesen.

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