Angebote wie Viceversa Literatur, das in den vier Landessprachen neue Schweizer Literatur vorstellt und kompetent kritisiert, werden deshalb immer wichtiger, verdienen immer mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung – auch durch die Kulturpolitik, und auch finanziell.
“Psychologie der Steuerhinterziehung.
Wieso versuchen Schwerreiche, Steuern zu optimieren?
Wie steht es um die Steuermoral in der Schweiz?”
Interessant und wichtig, was uns die Tamedia-Zeitungen da am 3.2.23 bieten. Aber wo würden Sie es erwarten: Im Ressort Inland? Wirtschaft? Vielleicht Wissen, da ein Psychologieprofessor interviewt wird?
Das Interview belegt die erste der beiden Seiten des Ressorts “KULTUR und Gesellschaft”. Und was steht auf der zweiten:
“Die Umwelt schützen – und nach Thailand fliegen”
und
“Je kleiner, desto aggressiver. Das Verhalten von Hunden.”
Nichts gegen diese Themen. Aber: Kein Wort über ein neues Werk, über eine neue Produktion aus schweizerischem Kulturschaffen. Keine kompetente Kulturkritik, die schweizerischen Kulturschaffenden nicht nur öffentliche Aufmerksamkeit gäbe, sondern auch zu ihrer Weiterentwicklung beitrüge.
Die NZZ stellt am 3.2.23 im “Feuilleton” immerhin einen Dirigenten vor, der am Opernhaus Zürich dirigieren wird. Interessant – aber kein Eingehen auf schweizerisches Kulturschaffen. Und die kontinuierliche, starke Verdrängung durch Ideologisches zeigt sich in einem Artikel aus dem Berliner Hardliner-Team der NZZ: “Pädagogik der Überwältigung. Eine Berliner Grundschule lässt Erstklässler darüber abstimmen, ob sie Antirassisten sein wollen. Das ist Unfug.”
Der NZZ sei immerhin die Bücherbeilage ihrer Sonntagszeitung zugute gehalten, die alle paar Wochen erscheint.