Zwingt die «Appeasement»-Erfahrung den Westen, jetzt auf Kriegskurs zu gehen?

Die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs des Westens gegen China und Russland steigt. Zwingt die Erfahrung des Scheiterns der "Appeasement"-Politik gegen Hitler zum Verzicht auf eine Friedenspolitik des Interessenausgleichs? Bevor dieser Schluss gezogen wird, sind genaue Überlegungen nötig, weshalb "Appeasement" scheiterte und Hitler den Krieg mit eklatanten Erfolgen beginnen konnte.

Die Premierminister Grossbritanniens und Frankreichs, Neville Chamberlain und Edouard Daladier, gingen als verachtenswerte Versager in die Geschichte ein. Den Massstab setzten im Westen Winston Churchill und Charles de Gaulle. Das ist noch immer begründet.

Aber was war falsch an der «Appeasement»-Politik?

War das Bestreben falsch, nach den Leiden des Ersten Weltkriegs einen neuen Kriegsausbruch zu verhindern? Oder lag das Versagen darin, Hitlers Aufrüstung und seine zunehmend aggressive Politik über viele Jahre taten- und strategielos hingenommen zu haben? Lag es in den Illusionen, die man sich bei der Münchner Konferenz 1938 und nach Abschluss des «Münchner Abkommens» (Link) machte – die Illusionen, die Chamberlain in die Worte fasste, er bringe «Peace for our Time»?

Wer heute mit dem historischen «Appeasement»-Argument dafür eintritt, einem Grosskrieg, der das Potenzial zum Atom- und Weltkrieg hat, als unvermeidlich entgegenzugehen, sollte diese Verantwortung jedenfalls nicht ohne sorgfältige Analyse der Entwicklung vor dem Zweiten Weltkrieg und der Vergleichbarkeit der Situationen übernehmen.

Vielen Dank fürs Lesen.

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