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Steht dem Westen eine lange Koexistenz mit Putin bevor?

Kernkompetenzen von Diktatoren sind Machterhaltung und Unterdrückung von Widerständen. Mit Stalin und Mao musste der Westen jahrzehntelang koexistieren. Hitler stürzte nur, weil er und seine Verbündeten den Zweiten Weltkrieg verloren. Wie steht es um die Hoffnungen, der Ukraine-Krieg werde zu Putins Sturz führen?

Kann der Verlauf des Ukraine-Kriegs zum Sturz Putins führen – und zur Einsetzung einer neuen Führung, die das Völkerrecht respektiert und zum Aufbau einer internationalen Sicherheitsordnung bereit ist? Das beste, was man dazu sagen kann: Unmöglich ist es nicht. Aber aus zeitgeschichtlicher Sicht ist es unwahrscheinlich.

Putin hat nach dem Ukraine-Krieg zwei Hauptalternativen: Sich mit dessen Ausgang zu begnügen, vielleicht nur vorläufig – oder durchzustarten zu weiteren militärischen Zielen zur Wiederherstellung des Sowjet-Imperiums. In beiden Szenarien ist sein Sturz unwahrscheinlich.

Entschliesst sich Putin zum Angriff auf baltische und/oder ostmitteleuropäische NATO-Staaten, riskiert er einen Atomkrieg und vielleicht einen Weltkrieg. Damit wird seine innere Machtsituation vergleichbar mit derjenigen Hitlers, als er zum Russlandfeldzug antrat: Auf den Weg ging, der schon Napoleon Bonaparte in den Untergang führte. Man mag solches Handeln für wahnsinnig halten, aber die Generäle der deutschen Wehrmacht haben den Wahnsinn mitgemacht – selbst dann noch, als der Misserfolg unverkennbar wurde. Wahrscheinlich hätte nur Heinrich Himmler, der eiskalt rationale und abgründig böse Reichsführer der SS, die Macht gehabt, Hitler zu stürzen. Auch er tat es nicht. Und wenn er es getan hätte – was wäre gewonnen gewesen? Hätte er die bedingungslose Kapitulation vermeiden können, wäre der Welt eine Koexistenz mit einem SS-geführten Deutschland beschieden gewesen, wie nachmals mit Stalin und Mao.

Sowohl Stalin als auch Mao waren im Vollbesitz ihrer Macht, als sie starben. Interessant ist, dass ihre Nachfolger, Deng und Chruschtschow, zwar weiterhin diktatorisch regierten, aber Reformwege einschlugen.

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Siehe hierzu Andreas Rüesch, Redaktor im Ressort International der NZZ:

„Putin ist noch nicht am Ende“ (1.7.23, Link)

Bild von Ulrich Gut

Ulrich Gut

Ulrich Gut (1952), Dr. iur., wohnt in Küsnacht ZH. Der ehemalige Chefredaktor und Kommunikationsberater kommentiert auf Online Plattformen politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Er präsidiert Unser Recht und ch-intercultur. 2009-2020 war er Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz.

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