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Dem russischen Volk wird die Fähigkeit zum atomaren Erstschlag eingeredet

Hitlers Luftmarschall Hermann Göring wurde der Ausspruch nachgesagt, er wolle Meier heissen, wenn ein einziger feindlicher Bomber über Deutschland erscheine. Und Dmitri Medwedew redet nun dem russischen Volk ein, Russland könne den Westen atomar vernichten, ohne selbst zu Schaden zu kommen.

Man weiss, was Deutschland unter den alliierten Bombardements erlitt. Wer noch Witze machen mochte, machte sie über „Hermann Meier“. So wurden die Sirenen, die vor Luftangriffen warnten, als „Meiers Jagdhörner“ bezeichnet. (Das Meier-Zitat ist übrigens nicht dokumentiert – trotzdem breitete es sich aus, weil es Görings fataler Überheblichkeit so trefflich entsprach.)

Die deutschen Städte und Industriegebiete wurden noch ohne Atomwaffen vernichtet. Seit Hiroshima und Nagasaki kennt die Weltöffentlichkeit, auch die russische, die Wirkung von Atomwaffen, und über Jahrzehnte verbreitete sich die Überzeugung von „Mutual Assured Destruction (MAD)“. Wer einen Erstschlag führt, erleidet einen ebenso vernichtenden atomaren Gegenschlag.

Wie gehen die russischen Befürworter einer atomaren Vernichtung des Westens mit dieser Überzeugung um? Machen sie geltend, Russland sei heute in der Lage, den Gegenschlag vollständig abzufangen? Wenn nicht, läuft ihre Propaganda darauf hinaus, dem russischen Volk und seiner – gern gut lebenden – Elite die Bereitschaft zu kollektivem Suizid zuzumuten.

Bild von Ulrich Gut

Ulrich Gut

Ulrich Gut (1952), Dr. iur., wohnt in Küsnacht ZH. Der ehemalige Chefredaktor und Kommunikationsberater kommentiert auf Online Plattformen politische und gesellschaftliche Entwicklungen. Er präsidiert Unser Recht und ch-intercultur. 2009-2020 war er Zentralpräsident von Alzheimer Schweiz.

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