Klimaerwärmung: Vertrauen in die Wissenschaft wieder stärken

"Die bisherigen Prognosen zur Klimazukunft der Schweiz müssen kräftig nach oben korrigiert werden", berichtet SRF am 22.4.24*. Forschende seien überrascht von der Geschwindigkeit, mit welcher die Temperaturen steigen. Was kann ein solcher Bericht politisch bewegen?

Gegen Teile der Naturwissenschaften wurde und wird mit wachsendem Erfolg Misstrauen aufgebaut. Die Resonanz dieser Kampagne ist gross, weil sich viele Menschen in vertrauten und geliebten Lebensweisen bedroht fühlen, wenn die Berichte aus der Wissenschaft zutreffen und zu Massnahmen führen. Viele hören gern auf Stimmen wie die des neuen SVP-Präsidenten Marcel Dettling, der sich freut, wenn es wärmer wird, und dies jedenfalls lieber hat, als wenn es kälter würde, und auf jene, die Resignation empfehlen: Die Klimaerwärmung geht weiter, wir können sie nicht eindämmen, also lasst uns Massnahmen treffen, damit wir gut damit leben können.

Der Widerstand gegen Klima-Massnahmen wird härter und stärker. Wenn er nicht eingedämmt und womöglich abgebaut wird, wird auch die Gutheissung der Klage der Klimaseniorinnen durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte nichts bewegen.

Was ist zu tun? Nötig ist eine Kommunikationsstrategie zum Wiederaufbau des Vertrauens in die wissenschaftliche Forschung. Dies liegt primär in der Hand der Hochschulen und Forschungsinstitute selbst. Dabei müssen sie neue Wege direkt in die Bevölkerung und in die politische aktiven Organisationen (Parteien, Verbände, NGO’s) finden, da die Kapazität der grossen Medien für Wissenschaftskommunikation zurückgeht (so fusionierte Tamedia kürzlich die Wissenschaftsinformation mit Kultur und Gesellschaft).

Ein grosses Potenzial zur Unterstützung der Wissenschaftskommunikation stellen die Absolventinnen und Absolventen der Hochschulen und ihre Ehemaligen-Organisationen dar. Sie verfügen über grosse Netzwerke und finden auch Gehör bei Menschen mit Volksschulbildung und Berufslehrabschluss, mit denen sie beruflich zusammenarbeiten oder im Privatleben verkehren.

Nötig ist auch ein Eingehen auf die Befürchtungen, wirksame Klima-Massnahmen zwängen die Menschen zu einem freudlosen, genusslosen, asketischen Leben. Für Klimapolitik müssen und können Menschen gewonnen werden, denen man glaubt, dass sie lustvoll leben wollen, und dass sie dies können, auch mit Verhaltensänderungen. Das ist kein Gegensatz zur Empfehlung, wir müssten uns darauf einstellen, mit höheren Temperaturen zu leben: Kein Entweder-Oder – es trifft wohl beides zu.

*   Link zum SRF-Bericht.

Siehe auch:

«Und wenn wir uns darüber freuen würden, dass es wärmer wird?» (Link)

«Wie die Motivation zu Massnahmen gegen die Klimaerwärmung geschwächt wird» (Link)

Vielen Dank fürs Lesen.

Schreiben Sie einen Kommentar