Wie die Motivation zu Massnahmen gegen Klimaerwärmung geschwächt wird.

Zwei Argumente gegen Klima-Massnahmen. Erstens: Unser Beitrag zum CO-2-Ausstoss ist ja so klein, dass es auf uns nicht ankommt - also weshalb sollten wir uns bemühen oder gar einschränken? Zweitens: Die Erderwärmung und ihre Auswirkungen lassen sich sowieso nicht mehr aufhalten, also konzentrieren wir unsere Energien darauf, mit ihnen leben zu können. Was ist davon zu halten?

Zum ersten Argument: Der Leiter des Ressorts International der NZZ führt es zugunsten Deutschlands an (17.7.21, Link). Deutschlands Anteil am internationalen CO2-Ausstoss beträgt ja nur 2 %, also weshalb soll Deutschland Massnahmen treffen?

Es gibt rund 200 Staaten auf der Welt. Ihr CO-2-Ausstoss ist sehr unterschiedlich, bestimmt durch Bevölkerungszahl und Faktoren wie Verbreitung von Autos, Ölheizungen, fossil befeuerter Kraftwerke, Flugbetrieb. Wenn man trotzdem nur die banale Rechnung anstellte, wieviel ein Land durchschnittlich zu Reduktion der CO-2-Emissionen beitragen müsste, läge Deutschland viermal höher als der Durchschnitt von 0,5 %. Vor allem aber: Wie wollte man zu einer globalen Klimapolitik kommen, wie will man andere, mehrheitlich ärmere Länder überzeugen, sich einzuschränken, wenn sich reiche, technologisch fortgeschrittene Länder weigern würden?

Deshalb glaubt man wohl das zweite Argument nötig zu haben: Das Argument, das der Resignation den Weg bereitet. Es nützt sowieso nichts mehr. Also: Verbessert die Warnsysteme und baut bessere Dämme! Was sollen die Menschen auf Inseln und Küstengebieten davon halten, die damit rechnen müssen, Klimaflüchtlinge zu werden, weil ihr Problem mit besseren Dämmen nicht gelöst werden könnte?

Vielleicht wird sich an den naturwissenschaftlichen und technischen Fakultäten der Spitzenuniversitäten tatsächlich eine Mehrheitsmeinung herausbilden, dass unsere Massnahmen zu spät gekommen, nutzlos geworden sind, und schwere Klimaschäden weltweit nicht mehr zu verhindern sind. Aber wir sind noch nicht dort angelangt, und es ist nicht sicher, dass es soweit kommt. Also tun wir, was wir können, um den CO-2-Ausstoss zu vermindern!

Sollen wir dem Autor zugute halten, dass er den letzten Schritt, den Schritt zu einer expliziten Absage an Massnahmen gegen die Erderwärmung nicht tut, sondern sich nur ganz nah daran herantastet? Zitat:

«Die Fragen nach der Verantwortung, die deutschen Politikern jetzt gestellt werden sollten, sind deshalb nicht nur die nach der Stilllegung von Kohlekraftwerken oder dem Bau zusätzlicher Windparks. Es sind auch Fragen nach geeigneten Warnsystemen vor Sturzfluten für die Bevölkerung gefährdeter Gebiete. Es sind Fragen nach nötigen baulichen Massnahmen zum Ableiten grosser Regenmengen und zum Schutz von Siedlungsgebieten vor Überschwemmungen. Und es sind Fragen der Raumplanung, welche die Siedlungsentwicklung in hochwassergefährdeten Regionen sinnvoll steuern sollte.

Solche Fragen nach dem Management der negativen Folgen des Klimawandels werden im klimapolitischen Diskurs zumeist tabuisiert. Klimaschützer befürchten, dass sie als Ausrede für Nichtstun missbraucht werden. Doch wer diese Fragen vermeidet, verschliesst die Augen vor der Realität und bringt damit die Bevölkerung in Gefahr.»

«Klimaschützer» – das sind für diesen Autor Andere. Zu ihnen will er offenkundig nicht gehören…

Vielen Dank fürs Lesen.

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