Liegt die Wissenschaftskommunikation im Argen?

Die Corona-Krise führt uns drastisch vor Augen, wie stark sich Vertrauen und Misstrauen in unsere Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstitute auswirken: Auf das persönliche Verhalten wie auf das politische. Wir erkennen die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation - und des Wissenschaftsjournalismus. Eine Rezension erweckt den Eindruck, dass sie im Argen liege. Dabei darf es nicht bleiben.

Leistet eine Fehlentwicklung der Wissenschaftskommunikation – sowohl seitens Forschung als auch in den Redaktionen – interessengesteuerten Misstrauenskampagnen und Verschwörungstheorien Vorschub? Wie wird sich dies auswirken, wenn die politischen Instanzen gezwungen sind, gegen die Klimaveränderung Massnahmen anzuordnen, die viel tiefer in unser Verhalten eingreifen als eine Maskenpflicht? Wir investieren Milliardenbeträge in Forschung und Lehre. Damit ist auch die Erwartung verbunden, dass dies eine bessere Prävention und Bewältigung von Krisen aller Art ermöglicht. Die Wissenschaftskommunikation ist hierfür von entscheidender Bedeutung. Wir müssen uns vergewissern, wie es darum steht, und wenn nötig Remedur schaffen. Dies ist auch eine Herausforderung und Chance für die Organisationen der Ehemaligen (Alumnae, Alumni).

Thomas Ribi rezensiert in der NZZ vom 21.9.2020 Urs Hafner: «Forschung in der Filterblase. Die Wissenschaftskommunikation der Schweizer Hochschulen in der digitalen Ära.» Hier-und-Jetzt-Verlag. (Link zur Rezension.)

Auszug:

«(…) Die Universitäten und Fachhochschulen stehen unter grossem Druck, sich für die Milliardenbeiträge zu rechtfertigen, mit denen sie von der öffentlichen Hand unterstützt werden – und müssen sich in ein gutes Licht stellen, um von privater Seite Drittmittel zu bekommen. Das habe den öffentlichen Diskurs über Wissenschaft grundlegend verändert, konstatiert der Soziologe Urs Hafner in seinem neuen Buch «Forschung in der Filterblase», das sich der Wissenschaftskommunikation der Schweizer Hochschulen widmet.

Hafner zeigt auf, wie Schweizer Hochschulen ihre Kommunikation organisieren. Und stellt fest: Da sei von Forschungserfolgen und laufenden wissenschaftlichen Projekten die Rede, aber es gehe mehr und mehr nur noch um Imagepflege für die Institutionen. Man schiele auf den Beifall der Öffentlichkeit, Grundsatzfragen und Kritik seien sei unerwünscht. Im Mittelpunkt stehe nicht mehr die Sache, sondern die Hochschule – eine Tendenz, die sich laut Hafner verstärkt, seit die Kommunikation vermehrt über Social Media geführt wird.

Eine öffentliche Debatte über Bedeutung und Relevanz der Forschung ist unter diesen Bedingungen kaum mehr möglich, weil ausserhalb der Forschungsinstitutionen die Kompetenz dafür verloren gehe, zum Beispiel in den Medien. Unter dem Zwang, Kosten zu senken, leisteten sich nur noch wenige Medien kompetente Wissenschaftsredaktionen. (…)»

Vielen Dank fürs Lesen.

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