Seit den sechziger Jahren gab es in der Schweiz mehrere Linksparteien: Nebst der SP die Progressiven Organisationen (POCH), die kommunistische Partei der Arbeit, verschiedene „Alternative“, und da und dort, zeitweilig, eine Revolutionäre Marxistische Liga und Marxisten-Leninisten. Die stärkste unter ihnen nach der SP, die POCH, löste sich auf. Frühere POCH-Mitglieder machten teils bei den Grünen (z.B. Daniel Vischer), teils bei SP (z.B. Anita Fetz und Susanne Leutenegger Oberholzer) Karriere.
Wenn sich heute die Frage stellt, ob die SPS zusammenbleiben will und kann, ist die starke Konkurrenz durch die Grünen zur Linken und die Grünliberalen zur Rechten zu beachten. Bestimmen Juso und Gewerkschafter künftig den Kurs der SPS, stellt sich die Frage nach der Unterscheidbarkeit von den Grünen. Und jenen Sozialdemokraten, die bereits zu den Grünliberalen gingen, dürften weitere folgen. Behalten die Sozialliberalen aber Einfluss auf den Kurs, drohen weitere Abwanderungen zu den Grünen.
Ein Blick in die Nachbarländer bestärkt den Eindruck, dass eine einheitliche Linkspartei neben den Grünen nicht selbstverständlich ist. In Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich gibt es mehrere Linksparteien,
Umstritten scheint die Frage zu sein, mit welchem Kurs die SP, wenn sie zusammenbleibt, bessere Wahlergebnisse erzielt. Verständlicherweise argumentiert der linke Flügel, die vergleichsweise gemässigte, überdies in eine grosse Koalition eingebundene SPD erleide massive Verluste. Aber in Frankreich ist auch die radikal linke France insoumise von Mélenchon in den Europawahlen 2019 eingebrochen.
Der Ausgang ist offen. Aber aus verschiedenen Gründen ist auch die Zukunft von FDP, CVP und SVP nicht gesichert. Eine Neustrukturierung des Parteienspektrums nach Kriterien der wichtigsten politischen Fragen der heutigen Zeit müsste für das Land nicht von Nachteil sein.